DIE IDEE!

 

IM NOVEMBER 2009 FASSTEN WIR (ANNA UND CARSTEN) DEN ENTSCHLUSS, UNSERE GEWOHNTE UMGEBUNG, UNSERE WOHNUNG UND UNSERE JOBS AUFZUGEBEN, UM MIT DEM FAHRRAD FÜR 1-2 JAHRE DURCH DIE WELT ZU RADELN. DABEI HABEN WIR UNS MÖGLICHST WENIG FESTLEGT, WOHIN DIE REISE GEHEN SOLLTE. AUCH HATTEN WIR KEINEN FESTEN TERMIN, BIS WANN WIR ZURÜCK SEIN WOLLTEN. ALLEIN DIE EINFLÜSSE AUF UNSERER REISE BESTIMMTEN UNSEREN WEG.

Hier geht es zu unserem Gästebuch

Unterstützt von:

 

RADHaus Leipzig (sehr netter und kompetenter Laden)

 

 

 

TAGEBUCH: SCHWEIZ 07.04 - 18.04.2011

07.04.2011

-VERNIER/ CH

 

STRECKE: 60 KM

ZEIT: 4:04 H

Ø: 14,83 KM/H

HÖHENMETER: 750 M

WIND: 1

WETTER: SONNIG, 22-26 GRAD

An der Rhone rauf und runter

Das Wetter meint es heute noch „besser“ mit uns als gestern. Wir schwitzen uns vorwärts. Die Rhone tut ihr übriges dazu und erweist sich noch nicht als leicht entlangradelbar. Der Frühling ist in vollem Gange. In Spanien hatten wir ja schon die ersten Frühlingsanzeichen, Frankreich hinkte bisher immer noch ein bisschen nach. Aber seit wir die Rhoneseite gewechselt haben, grünt und knospt es an jeder Ecke. Überall ist frisches Grün zu sehen, die Bäume blühen, die Vögel zwitschern, Schmetterlinge und Bienen fliegen von Blüte zu Blüte. Die Rohne windet sich hin und her und wir versuchen dazwischen bergauf und ab in der Nähe zu bleiben. Auch in der Schweiz wird es noch nicht viel besser. In der Nähe von Genf schlagen wir unser Zelt auf. Zu spät merken wir, dass wir in der Einflugschneise des Flughafen liegen. Ab 22.00 Uhr soll aber Ruhe sein. Na schaun wir mal...           

08.04.2011

-ROLLE/ CH

 

STRECKE: 46 KM

ZEIT: 2:53 H

Ø: 15,99 KM/H

HÖHENMETER: 268 M

WIND: 0

WETTER: SONNIG, 11-28 GRAD

Genfer See

Ab 22.00 Uhr war Ruhe. Ab 6.00 Uhr in der Frühe starten aber im Abstand von 2 bis 5 min die ersten Flugzeuge über unseren Köpfen. Dazu gibt es Lärm von Zügen, LKW´s und Baumaschinen. Damit schafft es dieser Zeltplatz auf Rang 2 der lautesten Plätze. Lauter war bisher nur ein Platz in der Nähe von Hamburg direkt neben einer Autobahn. So schaffen wir es kurz nach 9 Uhr auf dem Rad zu sitzen. Geht doch, man muss nur richtig motiviert werden. Wir streifen den Großraum von Genf auf dem Weg zum Genfer See. Wir schaffen es zwar recht schnell, in die Nähe des Sees zu gelangen aber ein Herankommen ist auf den ersten 10 km nicht möglich. Ein riesiger Privatbesitz nach dem anderen versperrt den Zugang. Erst in Nyon können wir uns am Hafen auf eine Bank setzen und den Blick über den See schweifen lassen. Auf der anderen Seite sind die Alpen mit ihren teils schneebedeckten Gipfeln zu erkennen. Müde von den letzten Tagen lassen wir uns in Rolle auf einem Campingplatz am Ufer des Sees nieder.             

10.04.2011

-BOUVERET/ CH

 

STRECKE: 70 KM

ZEIT: 4:31 H

Ø: 15,41 KM/H

HÖHENMETER: 440 M

WIND: 2

WETTER: SONNIG, 18-28 GRAD

Veloroute 1

Die Schweiz verfügt über ein nationales Radroutennetz. In den nächsten Tagen werden wir der Veloroute Nr. 1 folgen von Genf durchs Rhonetal zum Furkapass. Von Rolle geht es heute am Genfer See entlang. Der Radweg gestaltet sich dabei recht abwechslungsreich und führt mal an großen Straßen entlang, benutzt kleine Straßen, führt uns durch die mondänen Städte Lausanne und Montreux, über Uferpromenaden, durch Weinberge und kleine Waldstücke. Dabei wirkt die Gegend auf uns über unspektakulär schön bis hin zu idyllisch, ordentlich und durchstrukturiert. Die Orte sind mondän, die Häuser und Grundstücke sehen sehr gepflegt aus, die Menschen sind alle schick und fein gekleidet. Alles wirkt irgendwie perfekt, fast zu glatt. Die Schweizer sind sportlich. Wir sehen unzählige Radfahrer. Es ist Sonntag und wir haben Traumwetter. Die vielen Parks und Promenaden sind gefüllt mit Menschen, auffällig vielen jungen und mittleren Alters. Es sind kaum alte Menschen zu sehen. Die Alpen sind jetzt zum Greifen nah. Morgen geht es mitten hinein.              

11.04.2011

-SIERRE/ CH

 

STRECKE: 91 KM

ZEIT: 4:52 H

Ø: 18,66 KM/H

HÖHENMETER: 355 M

WIND: R 2-3

WETTER: SONNIG, 18-28 GRAD

„Besondere“ Campingplätze

Den Genfer See lassen wir heute hinter uns. Die Route Nr. 1 führt uns größtenteils an der Rhone entlang auf einem Dammweg. Ringsherum türmen sich die Alpen auf. Im Reiseführer stand was von, das Rhonetal ist furchtbar bzw. hemmungslos verbaut. Ja, es gibt schon viele kleinere und größere Orte und auch die Industrie hat einige Anlagen hingesetzt aber wir haben auch schon Schlimmeres gesehen. Vielleicht sind wir einfach entspannt, weil wir auf einem schönen autofreien Weg radeln und die Berge drum herum unsere Aufmerksamkeit mehr auf sich ziehen. Unser vierter Campingplatz wartet auch wieder mit einer Besonderheit auf. Der Erste war besonders laut, der Zweite besonders offen, denn wir lagen an einer Art Uferweg, wo zum Samstag die halbe Stadt vorbeigelaufen kam. Auf dem Dritten lagen wir direkt neben einigen Erdbienen und auf dem Vierten werden wir ganz lässig vom Besitzer begrüßt, der gerade weg will. Wenn wir bleiben wollen, sollen wir ihm einfach 10,- SF in den Briefkasten werfen, sagt er und ist weg.              

12.04.2011

-FIESCH/ CH

 

STRECKE: 63 KM

ZEIT: 4:12 H

Ø: 14,99 KM/H

HÖHENMETER: 800 M

WIND: R 3-4

WETTER: REGEN, 8-15 GRAD

Radeln an der Rhone

Heute können die Berge auch nichts mehr dran ändern, dass das Rhonetal auf uns sehr durchwachsen wirkt. Einerseits gibt es zwar noch die alpenländliche Idylle mit kleinen Bauernhöfen, Wiesen und hübschen Orten, auf der anderen Seite wird das Tal aber auch sehr industriell genutzt. Güterzüge, LKW´s und viele Industrieanlagen zerstören das idyllische Bild schnell wieder. Erst weit hinten im Tal ca. ab Brig/ Mörel wird es ruhiger. In Fiesch kommen uns die ersten Leute mit Skiern entgegen. Wir schlagen unser Zelt hier auf. Mit unserer Ankunft schlägt das Wetter um. Waren wir gestern noch im Sommer mit fast 30 Grad am Nachmittag, holt uns hier der Winter wieder ein. Wir schaffen es noch nicht einmal unser Abendessen draußen zu beenden, da in kürzester Zeit die Temperaturen deutlich unter 10 Grad fallen und flüchten ins Zelt. Der heutige Platz ist der bisher Teuerste. Dafür bekommen wir aber ein schönes beheiztes Bad mit reichlich heißem Wasser, welches wir heute zum Aufwärmen gut gebrauchen können. Der geplante Ruhetag für morgen ist aber gestrichen.             

13.04.2011

-TRUN AM RHEIN/ CH

 

STRECKE: 65 KM

ZEIT: 4:08 H

Ø: 15,72 KM/H

HÖHENMETER: 636 M

WIND: G 4-5

WETTER: SONNIG, 4-12 GRAD

Zurück im Winter

Bei eisigen Temperaturen packen wir ein. Über Nacht hat es in den höheren Lagen geschneit. Der Schnee kam nicht ganz bis zu uns runter aber das Zelt ist am Morgen mit gefrorenen Wassertropfen überzogen. Die Sonne kommt zwar langsam über die Berge, die erhoffte Erwärmung bleibt jedoch aus. So ziehen wir uns dick an und los geht es. Der Weg heute war spektakulär. 25 km radeln wir bis Oberwald. Ein eisiger Wind bläst uns entgegen. 3 Tage Rückenwind nacheinander wäre aber auch wirklich zu viel des Guten gewesen. Die Berge ringsherum werden immer schneebedeckter. Als wir die Bergkette sehen, in der sich irgendwo der Furkapass befinden muss, schwindet unsere letzte Hoffnung, ihn doch mit dem Rad bezwingen zu können. Wir sehen nur meterhoch Schnee aber keine Straße. So bleibt uns nur der Autozug. In 20 min rasen wir durch einen Tunnel unter dem Berg durch. Von Realp bis Andermatt geht es 10 km weiter auf dem Rad voran durch ein Tal umringt von 3000er. Die Straße fällt zwar leicht ab von 1500 auf ca. 1400 m, davon merken wir aber wenig. Der Wind ist wieder mal extrem stark und eiskalt. Auch der Oberalppass, heißt es, sei noch zu. Stimmt. Aber die Straße ist frei. Das erfahren wir jedoch erst, als wir schon im Zug sitzen. Schade, wir fühlen uns ein bisschen um unseren ersten Alpenpass gebracht. Wir steigen kurz hinter dem Pass wieder aus dem Zug und stürzen uns in die kalte Abfahrt. Die Quelle des Rheins liegt nun in dem Tal, in dem wir jetzt zügig hinunterrollen. Nach 10 km stehen wir am Ufer des noch kleinen lebendigen Baches. In Gedanken folgen wir dem Rhein nach Deutschland. Dann geht es weiter nach Trun unserem heutigen Ziel.     

15.04.2011

-CHUR/ CH

 

STRECKE: 55 KM

ZEIT: 3:16 H

Ø: 16,72 KM/H

HÖHENMETER: 470 M

WIND: G 2-3

WETTER: SONNIG, 13-20 GRAD

Ruinaulta

Nach dem Teuersten haben wir den günstigsten Schweizer Platz gefunden mit einem sehr netten neuen Betreiber aus Deutschland. Da kann man mal sehen, es geht auch anders. Uns gehen leider die Lebensmittel aus, sonst wären wir noch einen Tag hier geblieben. So rollen wir halt weiter nach Chur. Nach anfänglichen sehr angenehmen 20 km, in denen es leicht bergab geht, wie man das an einem Fluss erwartet, steigt unser Weg kontinuierlich wieder an. Der Grund ist die Rheinschlucht, in die wir nach wenigen Kilometern 250 Meter höher hineinschauen dürfen. An einem Aussichtspunkt finden wir eine Beschreibung, die ich, da ich sie selbst nicht besser schreiben könnte, wortwörtlich wiedergebe. "Natur in der Ruinaulta: Der Aussichtspunkt Valendas Alix bietet einen grandiosen Ausblick über die Gesteinsformen und Waldgesellschaften, welche die Ruinaulta so einzigartig machen. Die blendend weißen Steilwände, Ruians genannt, bestehen vorwiegend aus kleinen Gesteinsstückchen. Der Flimser Bergsturz häufte sie vor beinahe 10.000 Jahren auf. Ein feines, weißliches Pulver verbindet die Gesteinstrümmer lückenlos, so dass der ganze Komplex fast wie eine Felswand aussieht. Ganz unten in der Schlucht steht Auenwald mit Weißerlen. An den Hängen der Rheinschlucht gedeiht Nadelwald mit Fichten, Föhren und Erika. Besonders attraktiv ist der Erika-Föhrenwald dank seines großen Reichtums an Orchideen."

16.04.2011

-FILISUR/ CH

 

STRECKE: 50 KM

ZEIT: 3:38 H

Ø: 13,82 KM/H

HÖHENMETER: 860 M

WIND: R 1

WETTER: SONNIG, 13-20 GRAD

Graubündener Route

Nachdem wir erst der Rhone- und der Rheinroute gefolgt sind, biegen wir heute auf die Graubündener Route ab. Ziel ist es über den Albulapass ins Inntal zu gelangen. Der Pass ist natürlich noch geschlossen. Gar nicht so einfach hier einen richtigen Pass zu finden, den wir mal unter die Räder nehmen können zumal in dieser Jahreszeit. Diesmal wollen wir es zumindest versuchen über den Pass zu kommen. Mit den Radrouten sind wir bisher sehr gut gefahren, auch wenn die Wege mehr oder weniger hin und her gehen, um große Straßen zu vermeiden und zusätzliche Höhenmeter in Kauf genommen werden müssen. Die Ausschilderung ist lückenlos und man bekommt sogar Zusatzinformationen, wie sehr der Weg ansteigt. Heute durften wir lesen, dass der Weg 1750 m auf 43 km ansteigt, da lacht das Herz doch. Teilweise werden Alternativen angeboten. Gestern führte uns die Route an der Rheinschlucht entlang, heute radeln wir streckenweise auf einem Waldweg und blicken aus luftiger Höhe auf den Hinterrhein, während die Autos irgendwo durch den Berg rasen. Toll! So haben wir es am liebsten. Wir schlafen auf knapp 1000 m. Die Tage sind sehr angenehm warm, die Nächte noch eiskalt. Vor 2 Tagen erst hatten wir bisher die kälteste Nacht. Früh waren es im Zelt -2 Grad. Da leidet die Komfortzone schon ein kleines bisschen.

18.04.2011

-SENT/ CH

 

STRECKE: 87 KM

ZEIT: 5:43 H

Ø: 15,18 KM/H

HÖHENMETER: 1332 M

WIND: R3

WETTER: SONNE, 13-28 GRAD

Albulapass und eine Überraschung zum Schluss

Die Fahrt auf den Albulapass ist erst auf 2064 m zu Ende. Plötzlich liegt Schnee auf der Straße und das nicht wenig. Eine Schneedecke von 20 cm beginnt. Knapp 250 Höhenmeter und 3 km trennen uns noch vom Pass. Wir versuchen ein kurzes Stück die Räder über den Schnee zu schieben aber es nützt nichts. Es ist zu anstrengend. Auch wissen wir nicht, wie es auf der anderen Seite weitergeht. So rollen wir ein kurzes Stück zurück nach Preda dem letzten Örtchen vor dem Pass und steigen in den Zug. Auch wenn wir den Pass nicht überqueren konnten, so war es die Sache doch wert. Wir wissen jetzt, dass wir so einen großen Pass schaffen können. Die Ruhe und die fantastische Landschaft sind uns Lohn genug. Der Zug bringt uns in ein anderes Tal. Wir steigen nur eine Station weiter in Spinas aus. Außer dem kleinen Bahnhäuschen und noch 2 weiteren Häusern gibt es da nichts. Wir stehen als bald auf einem Waldweg und schieben unsere Räder wieder durch den Schnee aber diesmal leicht bergab. Es ist zum Glück nur ein kurzes Stück, dann sind wir im Engadin und rollen an der Inn flussabwärts. Leichtes Gefälle und Rückenwind lassen uns in einer Stunde knapp 30 km zurück legen. Das hilft uns sehr, den nächsten Zeltplatz zu erreichen. 20 km davor überholt uns ein Caravan hupender Weise. Wir denken erst, schon wieder einer, dem wir zu dick auf der Straße sind. Wir winken aber nur höflich hinterher. Ich sehe den Fahrer aus den Augenwinkeln. Irgendwie ist mir das Gesicht bekannt und Anna erkennt einen Aufkleber, den wir schon mal gesehen haben. Wir halten es aber für einen Zufall. Dann hält der Caravan vor uns. Wir können es nicht glauben, wer da aus dem Wohnwagen springt und uns entgegen winkt. Pedro, den wir letztes Jahr in Frankreich kennengelernt haben. Er ist gerade auf dem Weg zum Skifahren und hat uns erkannt. Die Wiedersehensfreude ist groß. Pedro entschließt sich spontan mit uns zum Campingplatz zu fahren, um den Abend mit uns zusammen zu verbringen. So lassen wir diesen Traumtag gemeinsam beim Abendessen und einem Weinchen ausklingen.

 

 

WEITER