Mit dem Rad durch Europa

UNTERWEGS VOM 19.07.2010 BIS 03.10.2011

DIE IDEE!

 

IM NOVEMBER 2009 FASSTEN WIR (ANNA UND CARSTEN) DEN ENTSCHLUSS, UNSERE GEWOHNTE UMGEBUNG, UNSERE WOHNUNG UND UNSERE JOBS AUFZUGEBEN, UM MIT DEM FAHRRAD FÜR 1-2 JAHRE DURCH DIE WELT ZU RADELN. DABEI HABEN WIR UNS MÖGLICHST WENIG FESTLEGT, WOHIN DIE REISE GEHEN SOLLTE. AUCH HATTEN WIR KEINEN FESTEN TERMIN, BIS WANN WIR ZURÜCK SEIN WOLLTEN. ALLEIN DIE EINFLÜSSE AUF UNSERER REISE BESTIMMTEN UNSEREN WEG.

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Unterstützt von:

 

RADHaus Leipzig (sehr netter und kompetenter Laden)

 

 

Unsere Ostseeradtour von Rostock nach Tallinn vom 27.06 bis 25.07.2009

 

STRECKE: 1802 KM

DURCHSCHNITTSGESCHWINDIGKEIT: 16,13 KM/H

FAHRZEIT: 111:39:41 STUNDEN

HÖHENMETER: 5526M

 

Auf den ersten Metern mit dem vollbeladenen Rad dachte ich einen Moment lang, mein Rad wäre kaputt, so ungewohnt fuhr es sich. Eine weitere Überraschung an diesem Tag erlebten wir, als wir unser Zelt aufbauen wollten. Kurz vorm Verzweifeln erkannten wir, dass eine Stange einfach zu lang war und sie somit nicht ins Zelt passte. Nachdem wir diese kleinen Schwierigkeiten überwunden hatten, verliefen die ersten Tage durch Deutschland sehr angenehm und wir genossen es unterwegs zu sein. Wir fuhren auf schönen meist asphaltierten Radwegen durch eine wunderschöne Küstenlandschaft.

 

In Polen änderte sich das Bild sehr schnell. Die Wege waren immer noch sehr schön aber meistens nicht mehr asphaltiert und stattdessen oft sehr sandig, was das Vorankommen doch deutlich erschwerte. Anderen Radlern begegneten wir nur noch selten. Die Polen erlebten wir als sehr freundlich und keines der doch sehr verbreiteten Vorurteile wurde bestätigt, auch wenn wir uns da auf unserem ersten polnischen Zeltplatz noch nicht so sicher waren. Der Platzwart wies uns einen Platz direkt vor seinem Häuschen zu. Warum wissen wir nicht. Es war uns aber nicht unrecht und wir fühlten uns gut aufgehoben. Auf diesem Zeltplatz schien die Zeit stehen geblieben zu sein und wir fühlten uns 20 bis 30 Jahre zurückversetzt und das nur ca. 30km hinter der deutschen Grenze. Auch viele andere Orte erinnerten uns noch sehr an Ostdeutschland in den 80iger Jahren. Die Polen sind auch durchaus kreativ, das zeigten sie uns mehrfach. Zu den Highlights gehörte ein Zeltplatz auf einer Pferdekoppel inkl. Pferde und deren Hinterlassenschaften, Duschanlagen die noch mit Holz befeuert wurden und idyllische Plätze, die mit sehr gutem Wasser angepriesen wurden, allerdings ohne zu sagen, dass es nur kaltes gutes Wasser ist. Nagut, ich gebe zu, ein Warmduscher zu sein im Gegensatz zu Anna, die auch mit eiskaltem Wasser duscht ;-).

 

Mit einer Software hatte ich die Strecke zu Hause bereits vorgeplant und mit Hilfe eines GPS- Gerätes fanden wir auch fast immer zielsicher unseren Weg. Allerdings kam es auch vor, dass der Weg zwar da war, aber nicht befahren werden durfte. So standen wir vor einem Militärgebiet und hatten nur die Wahl, es weiträumig landeinwärts zu umfahren oder über den Strand zu umgehen. Wir haben uns für Variante zwei entschieden und schoben unsere Räder ca. 5km an einem herrlichen leeren Traumstrand entlang. Den Weg nach Russland zu finden, war auch nicht ganz einfach. Mein Navi zeigte uns einen Weg aber leider nicht, dass es dort keinen Grenzübergang gab. So brauchte es 2 Anläufe, bevor wir die Grenze passieren konnten.

 

Die Fahrt durch Kaliningrad konnten wir nicht wirklich genießen. Es regnete den ganzen Tag und der Grenzer begrüßte uns mit den Worten „Wie finden sie unseren russischen Regen?“. Nur eine große und viel befahrene Straße führte 70 km geradeaus nach Kaliningrad. Am Stadtrand angekommen, kämpften wir uns über Fußwege ins Zentrum. Die Teils sehr hohen Bordsteinkanten nahmen wir gern in Kauf, wenn wir dafür nicht auf der Straße fahren mussten. Aus der Stadt raus führte nur eine Art Autobahn ohne Seitenstreifen. Erst als wir die kurische Nehrung erreichten, konnten wir endlich wieder aufatmen.

 

Aus Kaliningrad kommend wirkte Littauen, besonders der kleine Ort Nida mit seinen kleinen farbenfreudigen Häusern, netten und offenen Menschen und vielen einladenden Restaurants, wie ein Rausch für die Sinne. Der Ort scheint fest in deutscher Hand zu sein, zumindest haben wir nirgends so viele Deutsche getroffen, wie in Nida. Die weitere Fahrt auf der kurischen Nehrung gehörte mit zu den schönsten Kilometern unserer Tour. Der Weg führte uns durch herrliche Wälder, vorbei an riesigen Wanderdünen und einsamen, ursprünglichen Stränden. In Palanga genossen wir noch einen atemberaubenden Sonnenuntergang, bevor mich eine Magenverstimmung mit bis zu 39,5 Grad Fieber für 2 Tage lang ans Bett fesselte.

 

Lettland zeigte sich uns leider nicht von seiner schönsten Seite. In der ersten größeren Stadt wurden wir drei Mal auf der Straße von vorbeikommenden Autofahrern angeschrien, ohne uns irgendeiner Schuld bewusst zu sein. Ähnliche Geschichten hatten wir auch schon im Vorfeld von anderen Reisenden gehört, so dass wir uns entschieden bis Riga mit dem Zug zu fahren. Riga selbst ist eine tolle und sehr moderne Großstadt und durchaus sehenswert. Aus Riga raus führte wieder nur eine 4 spurige Autobahn ohne Seitenstreifen. Das wollten wir uns nicht schon wieder antun und fuhren mit dem Zug weiter Richtung Estland.

 

Durch unsere Zugfahrt völlig vom geplanten Kurs abgekommen (in Lettland gibt es nur wenige Zugstrecken), mussten wir uns in Estland erstmal wieder neuorientieren. Esten sind eher zurückhaltend aber wenn man auf sie zu geht, tauen sie recht schnell auf und erweisen sich als sehr freundlich und hilfsbereit. Mehrere ausgeschilderte Routen auf meist kleineren Nebenstraßen, kleine hübsche Orte und eine abwechslungsreiche Landschaft laden regelrecht zum Radfahren ein. Die letzten Tage vergingen sehr schnell, weil wir nun jeden Tag ordentlich strampeln mussten, um Tallinn noch rechtzeitig zu erreichen. Mittwoch Nachmittag am 22.07.09 trafen wir in Tallinn ein und bekamen die letzten Plätze für die Fähre nach Rostock am nächsten Tag, so blieb uns noch ein bisschen Zeit, Tallinn und Helsinki anzuschauen.

 

Auch wenn wir uns sehr auf zu Hause freuten, konnten wir uns bereits auf der Fähre wieder vorstellen, unsere Tour nächstes Jahr vielleicht fortzusetzen...